Es gibt viele Bräuche im Jahreskreis. Einer, der sich damit gut auskennt, ist Hans Strobl. Mit ihm lernen wir unterschiedliche Bräuche und Riten kennen, die wir im St. Johann Journal genauer vorstellen. Dieses Mal: Das Maipfeiferl schnitzen.
Der Mai lässt’s kräftig pfeifen. Das Maipfeiferl-Schnitzen ist altes Brauchtum. Wie der Name schon sagt, kann man in der Zeit von Ende April bis ca. Ende Mai Maipfeiferl schnitzen, da nur in diesem Zeitraum die Triebe von Weiden, Hasel, Erle oder Esche genügend Saft haben und sich so die Rinde vom Holz lösen lässt. Jetzt wäre gerade die ideale Zeit, ein Maipfeiferl zu machen.
„In meiner Kindheit war es Tradition ein Maipfeiferl zu schnitzen“, erzählt der St. Johanner Brauchtumsexperte Hans Strobl. „Wir haben früher oft um die Wette geschnitzt“. Und wie’s genau geht, das erklärt er uns. Er lässt die Tradition mit seinen Kindern Johannes und Kathrin für uns aufleben.
In wenigen Schritten zum Maipfeiferl
Sie möchten es mit Ihren Kindern auch gerne versuchen? Hier ist die Anleitung dazu:
Benötigt werden ein Schnitzmesser oder ein einfaches Taschenmesser und ein Zweig. Möglichst glatte, nicht zu alte Triebe von Hasel, Weide, Esche oder Erle zum rechten Zeitpunkt, ehe die Blätter zu sehr austreiben, mit einem Messer abschneiden. Die Zweige sollten zumindest 1 cm Durchmesser haben. Je dicker der Zweig, desto dunkler später der Ton des Maipfeiferls. Die Rinde soll sich leicht lösen – dann ist der ideale Zeitpunkt.
Ein 20 cm langes Stück schräg abschneiden. Die vordere, schräg abgeschnittene Spitze um ein paar Millimeter gerade kappen. Sie wird das spätere Mundstück.
Jetzt kommt die Öffnung für das Pfeifloch: Dazu wird der Rinde samt Holz ca. 1 ½ cm unterhalb der Spitze eine Kerbe eingeschnitten.
Etwa 5 cm unter dem Pfeifloch rundherum die Rinde glatt einschneiden.
Dann wird das Stück zwischen Spitze und Rindeneinschnitt mit dem glatten Taschenmessergriff vorsichtig rundum abgeklopft, wobei das Pfeiferl gedreht wird. Die Rinde löst sich dadurch vom Holz. Dafür ist viel Geduld erforderlich. Dem kleinen Mundstück (dem schräg abgeschnittenen Teil) wird auf der oberen Seite für den Luftdurchlass ein Span abgetrennt. Bei der tiefsten Stelle der Kerbe wird da Holzstück durchtrennt. Das Mundstück wieder in die abgelöste Rindenhülle schieben. Man erkennt jetzt bereits gut das Mundstück mit dem Luftdurchlass.
Die Rindenhülle nun wieder auf das abgeschnittene Holzstück, bis zur Hälfte schieben, von dem man zuvor die Rinde abgelöst hat.
Das Pfeiferl ist jetzt fertig, es kann aber noch verziert werden. Durch das Schieben der abgelösten Rinde lässt sich die Tonhöhe verändern.
Ob man Erfolg hat, kommt auf viele Kleinigkeiten an. Insbesondere aber auf Geduld und Ehrgeiz. Es ist gar nicht so leicht, das merken auch die Kinder.
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Hans Strobl
Rettensteinweg 29
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